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StoP kommt nach Wien

Ein Bezirk stellt sich gegen Gewalt an Frauen und Kindern! Offizieller Auftakt des Nachbarschaftsprojekts „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ in Margareten.

Frauen, die von ihrem Partner geschlagen und misshandelt werden, tun sich oft sehr schwer, zu einer offiziellen Beratungsstelle zu gehen. Sie schweigen lange. Das Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ setzt deshalb auf die, die den Opfern und Tätern am nächsten sind: Ihren Nachbarn und Nachbarinnen. Sie wissen viel und können viel tun.


Was tun. Was sagen. StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt!
- NachbarInnen drehen nicht den Fernseher lauter, wenn Schreie aus der Nachbarwohnung kommen, sondern machen ihn aus und hören hin. Sie unterbrechen die Gewalt, indem sie schnell an der Haustür klingeln, sie rufen die Polizei, sie aktivieren andere NachbarInnen, sie bieten Unterstützung an.
- Häusliche Gewalt wird zum öffentlichen Thema.
- Die Schule integriert das Thema in den Unterricht.
- Die Bezirksvertretung und die Sportzentren bieten Selbstbehauptungs- und Deeskalationstrainings an.
- Männer setzen sich mit Männern zusammen, reden über Gewalt, darüber was man dagegen tun kann. Bei sich und anderen.
- Ein zentraler Platz im Bezirk wird unbenannt. Er trägt den Namen einer Frau, die von ihrem Mann ermordet wurde.
- Polizei nimmt Gewalttäter in die Verantwortung und arbeitet mit Männerberatungsstellen zusammen.
- Zivilcourage bei häuslicher Gewalt wird verstärkt trainiert.
- In Schaufenstern hängen Plakate mit den Telefonnummern der Polizei, der Frauenhelpline, von Frauenhäusern und Beratungsstellen.
- Beim Friseur, im Supermarkt, im Kaffeehaus und in der Arztpraxis hängen ebenfalls Plakate und es liegen (mehrsprachige) Flyer und Broschüren auf.
- Frauen huschen nicht mehr mit Sonnenbrille durchs Treppenhaus, weil sie sich ihrer Misshandlung schämen, sondern gehen selbstbestimmt mit der Situation nach außen.
- Sie wissen, sie werden auf Verständnis und Unterstützung treffen und nicht auf Hilflosigkeit oder werden gar mit Schuldzuweisungen konfrontiert.
- Lokale und soziale Netzwerke fangen Betroffene auf und stoppen die Partnergewalt.

Was ist StoP?
Gewalt in der Partnerschaft und häusliche Gewalt sind ein weit verbreitetes Problem und kommen überall und in allen sozialen Schichten vor. Die Betroffenen von dieser Gewalt sind vor allem Frauen und Kinder. „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ ist ein am Gemeinwesen orientiertes Projekt mit dem Ziel, Partnergewalt und schwere Gewalt an Frauen und Kindern zu verhindern und Nachbarschaften zu stärken. Durch das Aufzeigen von Unterstützungsmöglichkeiten werden NachbarInnen darin bestärkt, sich Hilfe zu holen oder zu geben. Sie werden ermutigt, Gewalt nicht zu verschweigen. Die vielen Morde an Frauen zeigen die Notwendigkeit, noch mehr Bewusstsein über Partnergewalt zu schaffen.

Gemeinwesenarbeit ist ein Handlungskonzept Sozialer Arbeit. SozialarbeiterInnen, die in der Gemeinwesenarbeit tätig sind, unterstützen Menschen darin sich zu organisieren und ihr soziales Umfeld, zum Beispiel die Nachbarschaft, gemeinsam zu gestalten und Veränderungen zu erzielen. Soziale Ungerechtigkeiten oder gesellschaftliche Probleme, wie Gewalt gegen Frauen, werden thematisiert und gemeinsam bearbeitet. In vielfältigen Aktionen wie Gesprächsrunden, Kommunikation mit Medien und Politik oder Infotischen auf Stadtteilveranstaltungen kommen Menschen unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppen zu einem gemeinsamen Handeln.

StoP kommt nach Wien
Der Verein AÖF – Autonome Österreichische Frauenhäuser – seit 30 Jahren mit Sitz in Margareten – ist die Dachorganisation der autonomen österreichischen Frauenhäuser und bringt StoP gemeinsam mit der Bezirksvorstehung Margareten, wohnpartner, dem neunerhaus, Jugendzentrum/Parkbetreuung und dem Verein ZARA nach Margareten.

StoP-Frauentische finden montags, alle zwei Wochen, ab 8.4.2019, jeweils von 17 bis 20 Uhr im wohnpartner-Lokal im Reumannhof, Margaretengürtel 100-110/5/1, Zugang Brandmayergasse 39, 1050 Wien statt.

StoP-Männertische finden donnerstags, alle zwei Wochen, ab 4.4.2019, jeweils von 17 bis 20 Uhr im neunerhaus café, Margaretenstraße 166, 1050 Wien statt.

Wir machen mit!
BVin Mag.a Susanne Schaefer-Wiery: „Über Gewalt in Partnerschaften wird leider immer hinter vorgehaltener Hand gesprochen! Ziel des Projektes StoP ist es daher mehr Bewusstsein zu schaffen und eine Sensibilisierung zu erreichen. Jede/r kann einen Beitrag leisten, indem er/sie nicht wegsieht. Die KooperationspartnerInnen von StoP treten durch ihre Vernetzung für eine Sichtbarmachung dieses Themas in unserer Gesellschaft, in unserer Nachbarschaft, in unserem direkten Lebensumfeld ein. Damit niemand die Augen verschließt und Betroffene die richtige Hilfe erfahren.“


Stv. BVin Mag.a Nikola Furtenbach: „Ich freue mich ganz besonders, dass es uns gelungen ist, das praxiserprobte StoP-Projekt nach Margareten zu holen. In fast jeder vierten Partnerschaft wird Gewalt ausgeübt. Davon betroffen sind fast ausschließlich Frauen und Kinder. Fakt ist, dass Betroffene nur schwer darüber reden können und NachbarInnen aus Angst, Überforderung oder gesellschaftlicher Konvention wegsehen. Doch NachbarInnen, FreundInnen, Verwandte können Gewalt und ihre Folgen hören, sehen und erkennen… und etwas dagegen tun. Denn eine gut funktionierende Nachbarschaft, das zeigen Studien, kann Gewalt verringern und Leben retten. Das Projekt StoP soll Menschen im Umfeld der Täter wie auch der Betroffenen in die Lage versetzen, Probleme zu erkennen und die richtigen Schritte zu setzen.“


wohnpartner: „Im Rahmen von Gemeinwesen- und Konfliktarbeit setzt sich wohnpartner gemeinsam mit den BewohnerInnen im Gemeindebau für eine gute Nachbarschaft ein. Häusliche Gewalt ist keine Privatsache und NachbarInnen sind in vielen Fällen die ersten oder einzigen, die darauf aufmerksam werden. Im Rahmen von StoP organisiert wohnpartner zweimal im Monat „Frauentische“ im wohnpartner-Lokal im Reumannhof, bei denen sich schon aktive und interessierte Frauen aus Margareten treffen können, um sich auszutauschen, zu informieren und gemeinsame Aktivitäten im Bezirk zu planen“, unterstreicht Claudia Huemer, Team-Managerin bei wohnpartner, die Bedeutung der Arbeit mit den BewohnerInnen vor Ort. 


neunerhaus: „Die Wiener Sozialorganisation neunerhaus unterstützt das Projekt StoP mit Räumlichkeiten im neunerhaus Café in der Margaretenstraße 166. „Das neunerhaus Café ist mehr als ein gemütliches Grätzl-Lokal, sondern auch ein Beitrag zu einem gelingenden Miteinander. Dazu gehört das niederschwellige Beratungsangebot im neunerhaus Café, das Ansprechen von häuslicher Gewalt und ihren Zusammenhang mit Wohnungslosigkeit von Frauen – und, dass wir mit StoP und den Männertischen ganz konkrete Lösungsangebote unterstützen“, so neunerhaus-Geschäftsführerin Elisabeth Hammer.


Gerd Sandrieser, MSc: „Gewalt ist überwiegend männlich. Gewalt verletzt und zerstört. Gewalt unterdrückt und diskriminiert. Gewalt macht traurig und verhindert Entwicklung. Das sind Tatsachen. Mein besonderes Anliegen aus männlicher Sicht: Rollenklischees anzusprechen und aufzuweichen, den Blick zu schärfen in Richtung Gewalt im Umgang miteinander bzw. gewalttätiges Verhalten und die tägliche Sprache entsprechend anzupassen. Ein partnerschaftliches Miteinander auf Augenhöhe mit gewaltfreier Kommunikation ist meine Lebenswirklichkeit. In der Alltagssprache ist darauf zu achten, dass der selbstverständliche Sprachgebrauch von „gewaltbesetzten Wörtern“ und „Kampfsprache“ Alternativen findet sowie positive Formulierungen überwiegen.“

Verein ZARA: „ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit unterstützt das Projekt StoP, da wir überzeugt sind, dass es zu einer erheblichen Steigerung der Zivilcourage beitragen wird. Zivilcourage bedeutet den Mut zu haben, in schwierigen Situationen einzuschreiten. Das kann, je nach eigenen Grenzen und Fähigkeiten und nach dem Wunsch der Betroffenen, bedeuten, dass man hinschaut, den Betroffenen Unterstützung anbietet, Vorfälle dokumentiert bzw. meldet oder Unterstützung holt. Zivilcourage ist die wohl wichtigste Form, in der wir unsere Solidarität ausdrücken können und für Werte wie Gerechtigkeit und Gleichheit unmittelbar einstehen können. Gut ist, dass jedeR Zivilcourage lernen kann und sich auf Situationen, in denen sie gebraucht wird, vorbereiten kann“.


Gesamtleitung:
Mag.a Maria Rösslhumer, AÖF – Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser. Nähere Informationen siehe www.aoef.at. Im Verein ist seit 20 Jahren auch die bundesweite Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555 angesiedelt. Sie ist rund um die Uhr besetzt, anonym, kostenlos und mehrsprachig.

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